Pazifik / Costa Rica |
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Kampf gegen einen wahren Giganten der Weltmeere! Welcher Angler hatte noch nie den Traum vom Riesenfisch? Autor: Fischer-Berni
Mein Angelkollege und ich haben den Kampf mit so einem Riesenfisch wirklich erlebt und ich wurde daher von meinen Freunden animiert, über dieses unglaubliche Erlebnis einmal zu schreiben.
Im Mai 1992 waren wir, Peter und ich - beide aus Uttendorf im Pinzgau - an die costaricanische Pazifikküste Mittelamerikas auf eine zweiwöchige Angelsafari aufgebrochen. Ausgangspunkt war das Hotel "La Flor De Itabo" in Playas del Coco. Dort angekommen hatten wir uns gleich mit Karl, einem deutschen Angelexperten mit jahrzehntelanger "Big-Game-Erfahrung" auf sämtlichen Weltmeeren, angefreundet. Wobei wir im Nachhinein betrachtet, in Karl unseren Lehrmeister gefunden hatten, der uns theoretisch sowie praktisch in das faszinierende Abenteuer "Big-Game-Fishing" einweihte. Wir hatten bald begriffen, dass beim "Big-Game-Fishing" alles, aber schon wirklich alles anders war als beim Fischen im Süßwasser und wir mit unserer 20jährigen Angelerfahrung somit als totale Anfänger dastanden. Die Fische waren größer, kräftiger, schneller und beinahe lebensgefährlich! Wir hatten uns das beste zur Verfügung stehende Boot, die "Perfeccion I" unter Captain Arnoldo Martin angemietet und liefen in der Regel zu einem neunstündigen Tagestrip in eine Region, die als "Golfo de Papagayo" bezeichnet wird, aus. An den ersten Tagen waren wir schon mächtig stolz, einen Wahoo (18 kg) und einen Rooster (25 kg) erbeutet zu haben. Aber das waren ja nur "Köderfische" gegen die Fische, die uns an den folgenden Tagen an den Haken gehen sollten. Es war ca. 14 Uhr, als wir an den steilen Klippen einige Ruten mit halben Bonitos als Köder in ungefähr 20 Meter Tiefe auslegten und etwas daran zupften, um einige der Raubfische anzulocken. Als wir plötzlich einen Biss verzeichneten, fuhr der Captain mit hoher Geschwindigkeit in Richtung offenes Meer und dann wurde 4 bis 5 mal knallhart angeschlagen. Dann ging alles blitzschnell - Peter saß im Kampfstuhl, wir haben ihm noch den Kampfgurt angelegt, als der Zug so mächtig wurde, dass die Rute an der Reling aufschlug und zu brechen drohte. Captain Arnoldo lachte nur und sagte: "Costa Rica!" Er meinte, wir hängen am Grund fest, denn das ist niemals ein Fisch! Zum Glück war Karl an Bord, der in dieser Situation äußerst misstrauisch zu sein schien. Nach einigen Minuten war sich aber Karl ganz sicher und sagte: "Es ist ein Fisch, ein Riesenfisch!" Im Nachsatz meinte er noch, sicher über 500 kg! Ehrlich gesagt, ich glaubte, ich werde verrückt!
500 kg!! Als Captain Arnoldo sich auch sicher war, dass wir es mit einem riesigen Fisch zu tun hatten, wurde sofort über Funk unser Hotel verständigt und somit indirekt alle erreichbaren Boote, die an der Pazifikküste operierten, sofern sie ihre Funkgeräte eingeschaltet hatten. Der Fisch zog unser Boot langsam, aber ständig immer weiter aufs offene Meer hinaus. Nach einer halben Stunde waren wir schon über einen Kilometer von der Stelle entfernt, wo er angebissen hatte. So vergingen Minuten um Minuten, ohne dass sich der Fisch an der Oberfläche zeigte. "Was ist das für ein Fisch?" fragte ich Karl. "Ich glaube nicht, dass es ein Marlin ist, er wäre längst schon gesprungen. Es ist ein riesiger Thunfisch oder ein Hai. Eher ein Thunfisch, denn der Hai hätte längst unsere monofile Schnur durchgebissen", sagte Karl. Mittlerweile waren schon zwei Stunden vergangen und der Fisch wurde kein bisschen müde, im Gegensatz zu Peter, dem war die Anspannung ins Gesicht geschrieben, er kämpfte verzweifelt mit seinen letzten Kräften gegen einen unbekannten "Giganten der Meere" und noch dazu bei tropischen Temperaturen.
Wobei Karl durch technische Anweisungen an seinem neuen Angelgerät ( Rute und Rolle Penn International / 80 T ), das er sich bei Captain Harry's, einem Angelgeschäft in Miami ( Florida ), eigens für diesen Urlaub zugelegt hatte, eine gewaltige Hilfe darstellte. Captain Arnoldo hatte laufenden Funkkontakt mit dem Hotel bzw. mit anderen Booten! Wobei er immer einen genauen Situationsbericht gab und uns auch darauf hinwies, dass die Zeit schön langsam knapp würde, denn wir waren über 2 Stunden Bootsfahrt von Playas del Coco entfernt. Es wird nämlich in Mittelamerika relativ schnell dunkel und wir hatten keine Navigationseinrichtung an Bord. "Wir müssen den Druck auf den Fisch erhöhen, sonst werden wir ihn nie fangen, wir haben nur mehr relativ wenig Zeit", sagte Karl und stellte die Bremse an der Multirolle auf absolutes "Maximum". Auch Captain Arnoldo übte mit den Bootsmotoren einen gewissen Druck auf den Fisch aus. Mit dieser Einstellung war Peter aber nicht mehr in der Lage zu pumpen und musste die Rute an der Reling anliegen lassen. Als plötzlich der Fisch ausbrach und über hundert Meter Schnur mit einer Höllen-Geschwindigkeit von der Rolle riss! Wobei Karl sofort die Multirolle mit Wasser kühlte, um eine Überhitzung der Bremse zu vermeiden. "Ein Ungeheuer, nie und nimmer ein Thunfisch! Diesen Fisch werden wir nie bezwingen, er ist sicher über 1000 kg schwer!!!" schrie Karl ganz aufgeregt und schlug beide Hände über dem Kopf zusammen. Langsam breitete sich an Bord der "Perfeccion I" eine gewisse Nervosität aus.
"Was ist das für ein Fisch?" fragten sich alle! Captain Arnoldo steuerte das Boot mit Vollgas in die Richtung, in die der Fisch geflüchtet war und Peter versuchte dabei, die Leine auf Spannung zu halten. "Vermutlich ist es doch ein Hai, ein riesengrosser Hai, der so gehakt ist, dass er mit seinen messerscharfen Zähnen die Leine nicht erreicht!" sagte Karl. Durch meinen Kopf geisterte schon der "GROSSE WEISSE HAI" wie in Peter Benchleys Roman und Film. Als wir beinahe die verlorene Leine wieder auf der Spule hatten, kam ein Funkspruch vom Hotel, wir sollten die Leine durchschneiden, denn fangen würden wir dieses "Monster" sowieso nie und ausserdem hätten wir die Zeit schon längst überzogen! Karl sprach persönlich mit Angelo, dem Bootsbesitzer und handelte noch 15 Minuten heraus, aber dann sei Schluss! "Angelo hat recht, dieser Fisch ist zu mächtig, den können wir nicht bezwingen, aber sollen wir jetzt einfach so die Leine durchschneiden? Vielleicht haben wir doch noch Glück. Wenn wir ihn nur einmal sehen würden, wäre es schon ein großer Erfolg!", sagte Karl. Und wir hatten dieses Glück. Plötzlich kreischte Captain Arnoldo, der ja von oben den besten Überblick hatte, wie von Sinnen: "It's coming up, it's coming up, look over there!!"
Wir trauten alle unseren Augen nicht, zirka 10 Meter vom Boot entfernt war ein riesiger Schatten zu sehen. O Mann, was für ein Fisch, dachte ich, als Captain Arnoldo wieder losbrüllte:
"Manta, Manta, cut the line !!!" Es war ein riesiger schwarzer Manta, die grösste Rochenart der Welt. Er kam komplett an die Oberfläche und spielte furchterregend mit seinen Schwingen. Keiner von uns hatte je zuvor so einen Riesenfisch gesehen!
ihn um die 2000 kg schätzten!! Uns allen war die Angst ins Gesicht geschrieben, denn dieser Fisch wäre wohl in der Lage gewesen, unser Boot zu versenken und uns somit vielleicht alle umzubringen! Deshalb waren wir alle froh, als die Leine durchtrennt war und der Riesenfisch in der Tiefe des Meeres verschwand. Es war schon ein unglaubliches Erlebnis, wobei Peter als Anfänger seine Sache wirklich gut machte, das aber nur durch das Eingreifen von Profis wie Karl und Captain Arnoldo einen guten, aber äußerst spektakulären Ausgang nahm. In den darauf folgenden Tagen konnten Peter und ich wieder mit Unterstützung von Karl bzw. der Crew der "Perfeccion I",
2 Schwarze Marline - 310 kg und ca. 200 kg 8 Sailfische - zwischen 35 und 55 kg 1 Riffhai - ca. 90 kg 1 Wahoo - 13 kg 1 Dolphin - 8 kg
und unzählige Gelbflossen-Thunfische und Bonitos ( zwischen 1,5 und 10 kg ) erbeuten.
Hiermit möchte ich mich nochmals im Namen aller Beteiligten bei der Crew der "Perfeccion I" Fischer-Berni
Schwarzer Manta - Mobula birostris Bildquelle: https://naturfotografen-forum.de
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