Buchtipp - Wilde Geschichten vom Fischen...
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Freitag, 12. Dezember 2025

 

Die Vögel

Alfred Hitchcock lässt grüßen!

Auszug / Leseprobe:

Nachtfischen ist angesagt. Die Schatten breiten sich immer weiter auf der Seefläche aus. Überraschend schnell verschwindet die Sonne hinter den Grasbergen. Wie lange Finger zittern sich die Lichter der Bergstadt mir entgegen. Kein gerader Strich auf der Wasserfläche. Stockenten, Blässhühner und die Paare der Haubentaucher verdrücken sich gemächlich Richtung Uferzohne. Der dichte Schilfgürtel bietet einen sicheren Schlafplatz. Füchse halten nichts von nassen Pfoten. 

Ein Schwarm Möven fliegt eine Schleife, hoch in der Luft. Das Wetter hält sich an die Voraussage. Und ich warte gelassen auf den Angriff der Raubfische. Ausgestattet mit scharfen Augen erhöht die Dunkelheit den Jagderfolg. Mein Spezialköder im Schlepp soll sie verführen. Immermehr Wolken verdecken die funkelnden Sterne. Leicht hat sich die ürsprüngliche Brise zum Wind aufgeblasen. Zäh vergeht die Zeit. Nichts rührt sich am Köder. Die Hoffnung schwindet.

Kein Verlass ist auf die Wetterfrösche. Die Lage kippt. Wellen schaukeln das Boot und aus dem Nichts fallen schwere Tropfen. Weit und breit ist kein Boot mehr auf dem Wasser. Innerhalb weniger Ruderschläge schüttet es wie aus Eimern gegossen. Blitze leuchten einem Scheinwerfer gleich die Bergketten aus. Das Echo vertärkt das Donnerrollen. Es blitzt und kracht zum Fürchten. Nur noch ein Ungeheuer aus der Tiefe des Sees fehlt mir noch zum Grausen. Verdammt ungemütlich ist mir die Situation. Die Flucht zum sicheren Anlegeplatz geht sich nicht mehr aus. Zu lang ist die Strecke in den Hafen. Kein Vergnügen ist das Rudern, wenn die Wellenberge auf die Flanke des Bootes drücken. Abwarten und Tee trinken ist leichter gesagt als getan.

Ich bin nicht aus Zucker, aber der kalten Dusche trotzen mag ich auch nicht. In meiner Not werfe ich mir die Abdeckplane über den Kopf. Bedacht trotz Eile, dass der heftige Überfluss gleich den Weg ins Seewasser findet. Das Trommelfeuer der Regentropfen auf die am Kopf und anderen Körperstellen anliegende Plane fühlt sich wie Nadelstiche an.

In der völligen Dunkelheit verschiebt sich das Zeitgefühl. Flügelschlag rauscht auf einmal um mich herum. Begleitet von wildem Gekreische. Vögel entern mein Boot. Mitten im Unwetter nehmen sie Besitz von der treibenden Bootsinsel. Als getarnter Mensch bin ich ihren scharfen Augen entgangen. Beinchen trippeln entlang der Reling.

Hin und wieder landet gar ein Vogel auf meinem Kopf oder Schulter und drückt mir die Krallen in den Körper. Glatt ist so eine Regenhaut. Er kämpft einfach gegen das Abrutschen. Immer mehr Tiere finden Gefallen an dem sicheren Rastplatz. Stetig nehmen das Gezänk und Gekreische zu. Das unglaubliche Erlebnis lähmt mich anfangs. Ich rühre mich nicht und erdulde die gefiederte Plage. Behutsam lüfte ich die Plane auf Kniehöhe. Mein Sehschlitz genügt um die Krallen mit den Schwimmhäuten zu sehen. Möven.

Die Angst packt mich. Mit der Faust schlage ich gegen die Plane und schreie sinnloses Zeug. Aggressiv reagieren die Möven auf mein Verhalten. Sie bekämpfen die bewegliche und sprechende Plane. Geziehlt greifen sie an. Schlagen mit den Schnäbeln auf mich ein.

Nun ist es entgültig aus mit meiner Beherrschung. Wut treibt mich an. Ich hasse das Federvieh. Egal ist mir der Sturtzregen. Panik bricht unter den Vögeln aus. Einige erleichtern ihr Fluggewicht und setzen ihren Kot noch in meinem Boot ab. Andere landen in Bootsnähe auf dem Wasser. Der Großteil sammelt sich zum Schwarm und verschwindet wie ein Gespenst im Nebel.

In diesem Moment muss ich an den Film "Die Vögel" denken, wo harmlose Piepmätze, Krähen und Möven die Hauptrolle spielen und die Menschen des kalifornischen Küstenstädtchens Bodega Bay in Angst und Schrecken versetzen. Statt lustige Vogelhochzeit zu feiern, rotten sich die Schwärme zusammen. Angriffslustig erklären sie den Bewohnern des Nestes den Krieg. Sie flattern in Massen durch den Kamin und lauern im Dachboden auf die Leute. Mit spitzen Schnäbeln und scharfen Krallen gehen sie auf unschuldige Schulkinder los. Hacken auf Augen ein und versuchen, Löcher in das Menschenfleisch zu schlagen. Nach dem berühmten Film bereichert eine geflügelte Weisheit den Volksmund, und zwar: Störche bringen Kinder, weiße Tauben den Frieden und Schwalben den Sommer.
Aber "Die Vögel" von Hitchcock bringen pure Gänsehaut.

Autor: Gottlieb Eder

 

Anmerkung: "Die Vögel!" Es ist eine von vielen unglaublichen Geschichten aus meinem Angler-Leben! Fischer-Berni.

Was für eine geniale Idee, Geschichten von diversen Anglern zu sammeln und sie durch ein Buch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen!
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Ein weiteres Buch folgt...

 

 
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